Kleinstpakete aus China
Kleine Pakete aus China machen den deutschen Zustellern das Leben schwer. Und das Problem dürfte in Zukunft tendenziell größer als kleiner werden. Von Dirk Mewis
Im vergangenen Jahr haben deutsche Haushalte 330 Millionen Sendungen mit Elektronikartikeln bestellt, hat die Hamburger Logistikberatung MRU ausgerechnet. Das sind 20 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Warengruppe Elektronik zu der unter anderem Fitness-Armbänder, Ladegeräte, Kabel und USB-Sticks gehören, hat damit die Warengruppe Textilbestellungen, die „nur“ um acht Prozent auf 320 Millionen stiegen, als stärkste Kategorie abgelöst.
Bei 70 Millionen der 330 Millionen Elektroniksendungen handelte es sich „verlässlichen Schätzungen zufolge“ um Kleinstpakete aus China mit einem Bestellwert von weniger als 20 Euro, so Welt Online.
Gekauft wird dabei immer häufiger direkt auf chinesischen Marktplätzen wie AliExpress oder Wish und nicht mehr nur bei Anbietern wie Amazon und Ebay. Diese vielen kleinteiligen Sendungen sind für Logistik-Dienstleister zu einem großen Problem geworden. Für die Zusteller bedeuten viele kleine Pakete mehr Arbeitsaufwand, erhöhen den CO2-Fußabdruck der Logistiker und das Porto für die kleinen Pakete ist verschwindend gering, die Kosten-Nutzen-Rechnung geht für DHL, Hermes, DPD und Co. kaum noch auf.
Verhandlungen im Weltpostverein
Das liegt wiederum an den vom Weltpostverein festgelegten Tarifen zwischen den einzelnen Staaten. China profitiert von besonders niedrigen Portosätzen, weil es nach wie vor als Entwicklungsland eingestuft wird. Die USA drohen damit, den Weltpostverein im Oktober zu verlassen. Nach SPIEGEL-Informationen teilt das deutsche Wirtschaftsministerium die Kritik.
Denn der 1874 gegründete Weltpostverein regelt, welche Vergütungen die Postbehörden seiner 192 Mitgliedsländer untereinander für den Weitertransport von Sendungen zahlen müssen. Weil China als Entwicklungsland gilt, muss es deutlich geringere Vergütungen zahlen, das Porto für Kunden ist entsprechend niedrig: ein großer Vorteil für chinesische Onlinehändler, die jedes Jahr mehr Waren ins Ausland versenden.
Trumps Kritik wird grundsätzlich im Bundeswirtschaftsministerium geteilt. „Die Bundesregierung hält die für Sendungen aus der Volksrepublik China geltende Landesklassifizierung für nicht angemessen“, heißt es in der Antwort auf eine kleine Anfrage der FDP.
Trumps Politik will sich das Wirtschaftsministerium dennoch nicht anschließen. „Die Bundesregierung hält es nicht für erforderlich, eine Initiative zur Überarbeitung der geltenden Endvergütungen beim Weltpostverein zu initiieren“, heißt es. Beim letzten Weltpostkongress seien bereits Änderungen der Vergütungsraten beschlossen worden, durch die sich die Warensendungen von China nach Deutschland zwischen 2018 und 2021 um 13 Prozent pro Jahr verteuern würden. Allerdings bestehe „nach Auffassung der Bundesregierung weiter Anpassungsbedarf, dem beim nächsten Weltpostkongress Rechnung getragen werden soll“.
Onlinehandel nur in eine Richtung
Damals war nach aufgedeckten, massiven Mängeln ein groß angelegtes Sanierungsprogramm aufgelegt worden. Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer führt dem Bericht zufolge in einem Schreiben an den Verkehrsausschuss des Bundestages die Mängel auf eine wachsende Belastung der Brücken an Autobahnen und Bundesstraßen zurück. „Bedingt durch die rasante Entwicklung des Verkehrsaufkommens in den vergangenen Jahrzehnten, insbesondere im Güterverkehr, sind viele ältere Brücken heute einem Mehrfachen dessen an Belastung ausgesetzt als bei Planung und Bau vorstellbar war“, zitierte die „Augsburger Allgemeine“ den CSU-Politiker. Es gehe deshalb nicht nur um deren Erhalt, sondern auch um eine Ertüchtigung für das Verkehrswachstum der Zukunft, so der Minister in seinem Schreiben. Der Bund stehe daher vor einer „Herkulesaufgabe für die nächsten zehn Jahre“.
Ein Wettbewerbshindernis für deutsche Firmen, die ihre Waren nach China schicken wollen, sieht das Wirtschaftsministerium in den ungleichen Vergütungen aber nicht. Sie beträfen schließlich Sendungen bis zu zwei Kilogramm und Seitenlängen von maximal 60 Zentimetern. Deutsche Postkunden würden jedoch „tendenziell schwerere Sendungen“ verschicken, für die vergleichsweise niedrige Raten bezahlt werden müssten. „Deshalb stellt die Struktur der Endvergütungsraten für europäische Händler beim Export in die Volksrepublik China kein Hindernis dar.“
Den Verweis auf das höhere Gewicht findet Reinhard Houben abwegig. Bislang würden aus Deutschland tatsächlich vor allem schwerere Sendungen nach China verschickt. „Wenn wir Waren dort hinschicken, dann vor allem Industrieausrüstungen“, erklärt der der wirtschaftspolitische Sprecher der FDP. Bislang gebe es aber auch keine deutschen Unternehmen, die in großem Stil über Plattformen in China verkauften. Der entscheidende Grund dafür: Erst bei einheitlichen Portos könnte sich der Onlinehandel auch in die andere Richtung entwickeln.
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