Grenzenlos Onlineshopping
71 Prozent der deutschen Onlinekäufer bestellen in ausländischen Shops. Um Risiken beim Einkauf außerhalb der EU zu minimieren, akzeptieren Onlinekäufer dabei einen Aufpreis. Von Dirk Mewis
Ländergrenzen spielen beim Onlinekauf eine immer geringere Rolle: Knapp drei Viertel der deutschen Onlinekäufer bestellten innerhalb der letzten zwei Jahre im Ausland, 16 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Insgesamt kaufen mittlerweile 99 Prozent der deutschen Internetnutzer online ein. Zu diesen Ergebnissen kommt eine aktuelle Umfrage der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) unter 1.200 deutschen Internetnutzern über 18 Jahren.
Dabei bestellt, wer auf einer deutschen Plattform einkauft, nicht zwangsläufig bei einem heimischen Händler. „Der Anteil der Käufer, die den Online-Einkauf im Ausland erst bemerken, wenn das Paket beispielsweise mit der chinesischen oder britischen Post kommt, wird in Zukunft stark wachsen“, erklärt Dietmar Prümm, Leiter des Geschäftsbereichs Transport und Logistik bei PwC Deutschland. Treiber dieser Entwicklung seien einerseits funktionierende Lieferkonzepte. Und andererseits steige die Zahl ausländischer Verkäufer, die ihre Waren problemlos auf den etablierten deutschen Verkaufsplattformen anbieten könnten und den Käufer in seiner gewohnten Webseitenumgebung beließen.
Innerhalb der EU nutzten viele Onlineshops bis zum Verbot im Dezember 2018 das sogenannte Geoblocking, um mit der IP-Adresse des Shop-Besuchers, Dienstleistungen und Markenprodukte nur in ausgewählten Ländern oder zu unterschiedlichen Preisen anzubieten. Heute hat jeder Internetnutzer unabhängig vom Wohnsitz die Möglichkeit, Angebote in allen EU-Ländern zu vergleichen. „Durch den Wegfall des Geoblockings, aber auch durch die generell sinkende Bedeutung des Sitzes eines Onlineshops für den Konsumenten, wird der Umsatzanteil ausländischer Shops am deutschen E-Commerce in den nächsten zwei Jahren auf deutlich über 10 Prozent auf 7,1 Milliarden Euro steigen“, analysiert Dr. Christian Wulff, Leiter des Geschäftsbereichs Handel und Konsumgüter bei PwC Deutschland.
80 Prozent der Käufer wählen Standardversand
Nur eine Minderheit der Befragten wählt internationale Express-Dienstleister und in der Regel nur dann, wenn beispielsweise Zollgebühren erwartet werden. Meistens entscheiden sich Auslandskäufer für den Standardversand der nationalen Postgesellschaften und nehmen eine Lieferzeit von zehn bis zwölf Tagen in Kauf.
Die Verrechnung der grenzüberschreitenden Postgebühren regelt der Weltpostverein. Dieser stuft beispielsweise China als Entwicklungsland ein, das für den Transport innerhalb Deutschlands weniger zahlen muss als ein Industrieland. „Es ist an der Zeit, die traditionellen Gebührenfestlegungen zu Brief, Päckchen und Paket zu überdenken, denn nicht nur das Sendungsvolumen, sondern auch die Ansprüche an den Lieferservice sind erheblich gestiegen. Der globale Paketstrom bekommt durch den Fokus der Konsumenten auf den Gesamtpreis ohne Rücksicht auf den Sitz des Shops eine Dynamik, die Aspekte der Nachhaltigkeit in den Hintergrund drängen“, meint Prümm.
Um Risiken beim Einkauf außerhalb der EU zu minimieren, akzeptieren Onlinekäufer allerdings einen Aufpreis: So wäre für eine Versicherung jeder dritte Gelegenheitskäufer (vier bis fünf Bestellungen in zwei Jahren) gewillt zu zahlen. Ähnlich verhält es sich mit der Zollabwicklung, auch hier stehen 44 Prozent der Vielkäufer (pro Jahr mindestens drei Bestellungen) einem Bezahlangebot für Zusatzleistungen positiver gegenüber als Wenigkäufer (27 Prozent). Bei der Sendungsverfolgung (Tracking und Tracing) sehen die Auslandsbesteller den geringsten Bedarf für einen Aufpreis.
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