Factoring – einfach erklärt

Factoring ist eine Art der Unternehmensfinanzierung, die ihren Ursprung in den Vereinigten Staaten findet und erst in den 60-er Jahren langsam nach Deutschland gekommen ist. Ziel des Factoring ist eine umsatzkongruente Finanzierung in Kombination mit einer Bilanzverkürzung sowie eine Versicherung gegen den Ausfall von Forderungen anstelle einer Warenkreditversicherung. Oft werden im sogenannten Full-Service-Factoring auch Serviceaufgaben des Debitorenmanagements erfüllt.

Die Factoringgesellschaft (es muss keine Factoringbank sein) kauft die Forderungen seines Klienten nach Einreichung der Rechnungdurchschrift (oder EDV-technisch) an und schreibt diesem den Rechnungsbetrag umgehend gut. In der Regel werden 10 Prozent des Forderungsbetrages aus Aufrechnungsgründen (Boni, Skonti, WKZs der Debitoren) bis zur tatsächlichen Zahlung durch den Debitoren einbehalten und erst dann freigegeben. Der Factor übernimmt auf jeden Fall das Risiko des Forderungsausfalles (Delkredererisiko) und übt so auch Aufgaben einer Kreditversicherung aus – häufig sogar viel mehr.

Früher war der Factor fast immer Tochter einer Bank oder hatte direkt einen Bankenstatus. Da das KWG die Flexibilität zu sehr einschränkt und Factoring unnötig verteuert, geht der Trend eindeutig zu bankähnlichen Factoringgesellschaften ohne Bankenstatus. Man unterscheidet in Factoringgesellschaften mit Bankenhintergrund als Gesellschafter, solche mit Versicherungsgesellschaften oder Beteiligungsgesellschaften als Gesellschafter und solche mit starken Privatinvestoren als Gesellschafter. Wichtiger als der Gesellschafterhintergrund ist die Qualität der Mitarbeiter, das juristisch fundierte Vertragswesen, die Refinanzierungsstruktur, die Rückversicherungsmöglichkeiten, die Technik und technische Dienstleistungsfähigkeit und die Fähigkeit qualifiziert und konstant Anschlusskunden von Beginn an im Tagesgeschäft zu betreuen und zu unterstützen.

Ziele des Factoring

Der Klient löst mit der gewonnenen Liquidität i. d. R. seine kurzfristigen Verbindlichkeiten ab und verkürzt so seine Bilanz. Der Factor finanziert sich zum einen durch eine Umsatzgebühr, zum anderen durch Zinsen, die bis zur Zahlung des Rechnungsbetrages seitens des Drittschuldners durch den Klienten entrichtet werden müssen. In der Praxis gibt es weitere Gebührenmodelle. Der Factor kauft grundsätzlich nicht jede Forderung an, sondern prüft die Drittschuldner auf Bonität und beschränkt sich bei negativem Ergebnis auf das reine Inkasso des Rechnungsbetrages. Die Risiken des Factors bestehen in den Debitorenrisiken, dem Anschlusskundenrisiko, der Verität der Forderungen und in seinen eigenen Arbeitsprozessen. Je besser ein Factor die eigenen Arbeitsprozesse intern organisiert und mit dem bzw. zum Anschlusskunden hin täglich lebt, um so geringer sind die Risiken und somit die Factoringkosten.

Dienstleistungfunktion

Der Factor erfüllt Dienstleistungsfunktionen durch die Debitorenbuchhaltung, das Mahnwesen, den Inkassodienst und die Beratung.

Finanzierungsfunktion

Diese Funktion wird durch die Kreditgewährung erfüllt. Es gibt diverse Einflussfaktoren auf die Finanzierungshöhe wie die Limitzeichnungsquote, Sperrbetrag, Umgang mit dem §13c Steueränderungsgesetz.

Delkredere-Funktion

Unter der Delkredere-Funktion versteht man die Haftung eines Gläubigers für einen Forderungsverlust, die bei der Zahlungsunfähigkeit eines Debitors eintritt. Der Delkrederegeber / Factor verpflichtet sich dem Anschlusskunden gegenüber, dass ein Debitor seine finanziellen Verpflichtungen aus dem abgeschlossenen Geschäft erfüllt, indem er 100% Delkredereschutz im Rahmen zuvor geprüfter Limite übernimmt. Die Delkrederefunktion geht deutlich über die Leistungen einer Kreditversicherung hinaus, lässt sich aber auch mit einer WKV kombinieren.

Die Risiken durch das Delkredere werden in der Praxis vor allem von Factoringgesellschaften, Kreditversicherern und von einigen zentral regulierenden Einkaufsgesellschaften (auch Delkrederegesellschaften genannt) übernommen. Voraussetzung für die Übernahme des Ausfallrisikos ist eine eingehende Analyse der Bonität des Schuldners von Seiten des Delkrederegebers.

Factoring-Formen je nach Leistungsumfang

Echtes Factoring / unechtes Factoring (non-recourse / recourse): Als echtes Factoring wird ein Verfahren bezeichnet, bei dem der Factor das Delkredererisiko übernimmt. In Deutschland wird seit Jahren fast ausnahmslos echtes Factoring praktiziert. Dagegen wird Factoring ohne Übernahme des Ausfallrisikos als unechtes Factoring bezeichnet.

Das Fälligkeits-Factoring (Maturity Factoring) ist eine Factoring-Variante, bei der der Factoringkunde die Vorteile der vollständigen Risikoabsicherung und der Entlastung beim Debitorenmanagement nutzt, aber auf die sofortige Regulierung des Kaufpreises verzichtet.

Eigenservice-Factoring (auch Bull-Factoring oder Inhouse Factoring). Der Factor übernimmt zwar das Delkredererisiko und die Finanzierung, aber keine weiteren Dienstleistungsfunktionen. Die Debitorenbuchhaltung verbleibt beim Kunden.

Factoring nach der Art der Forderungsabtretung

Offenes Factoring (Notification Factoring) – Beim offenen Factoring wird der Debitor über die Forderungsabtretung informiert und wird aufgefordert direkt an den Factor zu zahlen.

Stilles Factoring – Beim stillen Factoring wird der Debitor über die Forderungsabtretung nicht informiert, die Forderungsabtretung bleibt für ihn unsichtbar.

Factoring nach Art der Forderungsauswahl

  • Inlandsfactoring – hier werden nur die inländischen Forderungen an den Factor verkauft.
  • Export-Factoring – ausschließlich Debitoren im Ausland werden angedient und an den Factor verkauft.
  • Auswahlfactoring – ein Teil der Debitoren im Inland oder Ausland werden dem Factor zum Ankauf angedient.
  • Import-Factoring – Forderungen der Kreditoren gegen einen selbst werden im umgekehrten Factoring (Reverse-Factoring) oder auch Import-Factoring an den Factor angedient und verkauft
  • Inandout-Factoring ist eine ganz neue Factoringvariante, die aus der Kombinantion von Einkaufs-Factoring und Absatzfinanzierung konzipiert wird.

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