Seismographen für die Verwerfungen

Seismographen für die Verwerfungen

Die rasante Ausbreitung des neuartigen Coronavirus zieht auch die globale Wirtschaft immer stärker in Mitleidenschaft. Im Messegeschäft beispielsweise hagelt es derzeit reihenweise Absagen. Von Dirk Mewis

Die Furcht manifestiert sich inzwischen auch in den Auftragsbüchern: Jedes zweite Unternehmen in Deutschland erwartet in diesem Jahr laut dem Deutschen Industrie- und Handelskammertag einen Umsatzrückgang. So warnt die US-Notenbank Fed in ihrem Halbjahresbericht, dass die Epidemie ein „neues Risiko“ für die Weltwirtschaft sei. Die Ausbreitung der neuartigen Lungenkrankheit könne Verwerfungen in der chinesischen Wirtschaft auslösen, die auf die weltweite Wirtschaft übergreifen könnten.

Tatsächlich machen die teilweise rigorosen Maßnahmen, mit denen China die weitere Verbreitung des Virus eindämmen will, mittlerweile einer wachsenden Zahl von Branchen und Unternehmen zu schaffen. Der Autokonzern Volkswagen etwa verlängerte die Zwangspause für die eigenen Werke im Süden Chinas rund um die Metropole Shanghai. Zuvor hatten die koreanischen Autohersteller Hyundai und Kia ihre Produktion bis auf Weiteres gestoppt, weil wichtige Zulieferteile aus China nicht verfügbar waren.

Laut einer aktuellen Studie des Versicherers Allianz könnte der Stillstand bei Produktion und Handel den Export von Waren und Dienstleistungen nach China um bis zu 26 Milliarden Dollar pro Woche reduzieren. „Wir haben deshalb unseren Ausblick für das Wachstum im Welthandel gesenkt“, schreiben die Ökonomen. Die Vereinigten Staaten, Hongkong, Japan, Südkorea und Deutschland seien am stärksten gefährdet. Den Berechnungen zufolge wirken sich die Verluste durch das Coronavirus derzeit stärker auf den Welthandel aus als der Handelsstreit zwischen den USA und China im vergangenen Jahr.

Messebranche wird zum Seismographen der Erschütterungen

Besonders hart treffen das Virus und die damit verbundenen Reisebeschränkungen auch Luftfahrt, Tourismus und das weltweite Messegeschäft. Reihenweise hagelt es derzeit Absagen von Ausstellern für einige der größten Messen. Die Branche wird damit zum Seismographen für die Verwerfungen, die das Wuhan-Coronavirus – jenseits seiner medizinischen Folgen – schon jetzt für die Weltwirtschaft hat.

In Deutschland traf es die größte Reisemesse ITB und die Buchmesse in Leipzig. Abgesagt, wegen Corona. Auch die LogiMat wird dieses Jahr nicht stattfinden. „Dies ist bitter, da die LogiMat Stuttgart für die weltweite Intralogistikbranche von herausragender Bedeutung ist“, erklärte Christoph Huss, geschäftsführender Gesellschafter der Euroexpo. Dabei sei „die Absage der LogiMat 2020 aufgrund äußerer, unvorhersehbarer Umstände ist ein Novum in ihrer 18-jährigen Geschichte“. Man habe trotz großer Anstrengungen keinen geeigneten Termin für eine spätere Durchführung im Jahr 2020 gefunden und sich deshalb entschieden, die LogiMat 2020 ausfallen zu lassen. Die nächste LogiMat wird dann vom 9. bis 11. März 2021 in Stuttgart stattfinden.

Insgesamt rechnet die Messewirtschaft wegen des Coronavirus mit drastischen Folgen. Weltweit erwarte die Branche Umsatzrückgänge von mehr als 14 Milliarden Euro, erklärt Kai Hattendorf, Geschäftsführer des Weltverbandes der Messewirtschaft. „Die Zahlen werden sicherlich noch weiter steigen, da weitere Events nicht stattfinden“, fügt Hattendorf hinzu. „Eine solche Situation hat die Messewirtschaft international noch nie erlebt.“

Der deutsche Verband der deutschen Messewirtschaft AUMA hatte mitgeteilt, Absagen und Verschiebungen von Messen könnten die Wirtschaft in Deutschland bis zu 3 Milliarden Euro kosten. Betroffen seien neben Messeveranstaltern auch die Hotellerie und Gastronomie, das Transportgewerbe sowie zahlreiche Lieferanten und Handwerker vor Ort.

„Wenn man das bei jeder Grippe-Epidemie machen würde, dann wäre das wirtschaftliche Wachstum bereits seit Jahren abgewürgt“, stellt Andreas Gassen, Präsident der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, fest. Die hohen Infektionsraten – Bundeskanzlerin Merkel sprach von 60 bis 70 Prozent der Bevölkerung – seien keineswegs die Sensation, die daraus gemacht wurde. Diese Zahl, sagt Gassen, „mag für den Laien schockierend wirken, ist aber nüchtern betrachtet nichts Bedrohliches: Es gibt Viren, die praktisch jeden mindestens einmal befallen. Zum Beispiel Herpes und Influenza“. „Man muss sich keine großen Sorgen machen. Wenn man gesund ist, kann man das sehr gut wegstecken“, ergänzt Prof. Hendrik Streeck, Direktor des Instituts für Virologie und HIV-Forschung an der Medizinischen Fakultät der Universität Bonn.

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